Der stationären Lebensmitteleinzelhandel in Österreich zeichnet sich durch eine hohe Marktkonzentration aus und bietet kleinen, sehr regionalen Produzent*innen wenig Platz. Zudem ist es schwierig, in kleineren Orten und Gemeinden im typischen österreichischen Hinterland die unmittelbare Nahversorgung wirtschaftlich sinnvoll sicher zu stellen. Hier bieten lokale Genossenschaftssupermärkte eine Möglichkeit, durch kluge Technologisierung und Arbeitsteilung eine ultraregionale Nahversorgung mit Einbindung der lokalen Bevölkerung und regionaler Produzent*innen zu bewerkstelligen. Andreas Witsch untersuchte in seiner Bachelorarbeit, wie das möglich ist.
Ziel der Arbeit war es, zu untersuchen, ob genossenschaftliche Supermärkte eine regionalere, resilientere Alternative zum konventionellen Lebensmittelhandel darstellen. In der Literatur wird der Begriff des genossenschaftlichen Supermarktes unterschiedlich verwendet, wobei dessen Organisationsformen ebenso vielfältig ausgestaltet sein können. Die Werte, die durch genossenschaftliche Supermärkte vertreten werden, sind aber sehr ähnlich und lassen sich anhand der vier Prinzipien einer Genossenschaft (Förderprinzip, Identitätsprinzip, Selbsthilfeprinzip, Demokratieprinzip) einordnen.
Andreas Witsch untersucht in diesem Zusammenhang den Supermarkt „Um’s Egg“ – einen genossenschaftlichen Supermarkt im oberösterreichischen Losenstein, der den genannten Prinzipien entspricht, sich jedoch auch durch eine kluge Technologisierung und Innovationskraft auszeichnet. So haben alle Genossenschaftsmitglieder die Möglichkeit, auch außerhalb der Öffnungszeiten regulärer Supermärkte das Geschäftslokal mittels eigener Mitgliederkarte zu betreten und dort völlig autonom ihren Einkauf abzuwickeln. Ermöglicht wird das durch eine Mitgliederkarte mit NFC Funktion und einem eigens entwickelten Warenwirtschafts- und Kassensystem, welches das einfache Scannen und Abrechnen der Produkte ermöglicht. Aber auch die Anlieferung und Fakturierung von Ware von sehr regionalen Produzent*innen, die ebenfalls Mitglieder sind, wird durch dieses System ermöglicht.
Aus Konsument*innensicht kommt das gut an, wie die Ergebnisse der durchgeführten qualitativen Motivstudie zeigen. Insgesamt wurden dazu 12 qualitative Tiefeninterviews geführt, um die Motivationsfaktoren für den Einkauf im genossenschaftlichen Supermarkt „Um’s Egg“ anhand von Ziel-Mittel-Ketten festzustellen. Konsument*innen schätzen besonders die Regionalität der Produkte, da dadurch das wirtschaftliche Überleben der Produzent*innen gesichert werden kann und dies die Lebensqualität der Bewohner*innen innerhalb der Region steigert. Die Qualität des Angebots und die damit verbundene Wertschätzung der Produzent*innen bzw. die unmittelbare Nähe und dadurch empfundene Freiheit komplementieren das Bild. Obwohl von den Konsument*innen nicht direkt angesprochen, wird gerade diese Wahrnehmung durch den klugen Einsatz der Technologie ermöglicht und unterstützt.
Die Bachelorarbeit wurde von Andreas Witsch unter Betreuung von FH-Prof. Dr. Robert Zniva verfasst. Bei Interesse an der Studie melden Sie sich bitte bei robert.zniva@fh-salzburg.ac.at