Der österreichische Lebensmittelhandel (LEH) wird durch die Digitalisierung insbesondere in Bezug auf die Mitarbeiter*innenführung vor neue Herausforderungen gestellt. Durch den Einsatz von neuen Technologien im stationären Handel ändern sich nicht nur die Bedürfnisse der Konsument*innen, sondern auch die der Mitarbeiter*innen.
Obwohl der Handel verstärkt von der Digitalisierung betroffen ist, gibt es bisher wenige Studien, die sich mit der Thematik Führung in diesem Kontext auseinandersetzen. Allgemeine Studien zur Thematik heben bisher hervor, dass sich grundsätzlich der transformationale und digitale Führungsstil als besonders geeignet für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten herauskristallisieren. Wichtig dabei ist, dass nicht nur die Einbindung der Mitarbeiter*innen bei der Einführung von neuen Technologien fokussiert werden sollte, sondern auch die Führungskräfte das entsprechende Mindset mitbringen.
Viktoria Schulte widmete sich in ihrer Bachelorarbeit erstmals dieser Thematik im Lebensmitteleinzelhandel. Sie führte hierzu eine explorative, qualitative Studie mit Manager*innen des österreichischen LEH durch. Insgesamt erhob Sie 11 leitfadenunterstützte Tiefeninterviews, wobei im Schnitt ein Interview ca. 30 Minuten dauerte. Bei der Auswahl der Manager*innen wurde darauf geachtet, einen Mix aus Personen mit unterschiedlicher Führungsverantwortung (Filialleiter*in, Gebietsleiter*in oder Geschäftsführer*in bzw. Besitzer*in) in unterschiedlichen Betriebstypen (z. B. Diskont oder Supermarkt) zu schaffen. Analysiert wurden die aufgezeichneten und transkribierten Interviews mittels einer Inhaltsanalyse nach Mayring.
Die Ergebnisse zeigen, dass die bisher in der Literatur im Zusammenhang mit Digitalisierung propagierten Führungsstile nicht notwendigerweise auf den LEH transferierbar sind. Digitalisierung birgt einerseits die Chance, das Arbeitsleid für Mitarbeiter*innen und Führungskräfte zu reduzieren, andererseits müssen hierfür aber alle Involvierten “mitgenommen” werden. Dies erweist sich in der Praxis manchmal als schwierig, da sowohl Mitarbeiter*innen als auch Manager*innen nicht immer über eine Affinität zu digitalen Technologien verfügen bzw. diese oftmals nicht gut vermitteln können. Aus diesem Grund propagiert die Arbeit, dass Mitarbeiter*innen in die Digitalisierung des Handels stark eingebunden werden sollten und zwar in einer möglichst einfachen und persönlichen Kommunikationskultur, welche auch die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen berücksichtigt. Auch eine Kultur des Ausprobierens sollte hierbei etabliert werden. Ein reines virtuelles Vorstellen eines digitalen Tools mit einer Erklärung, wie hilfreich es ist, greift zu kurz.
Die Bachelorarbeit wurde von Victoria Schulte verfasst und von FH-Prof. Dr. Robert Zniva und FH-Prof. Dr. Eva Lienbacher betreut. Bei Interesse an der Studie melden Sie sich bitte bei robert.zniva@fh-salzburg.ac.at